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Und auf einmal waren sie aus dem Haus – Wenn die Kinder ausziehen

Dorothee Ellerbrake

Von der Geburt an dreht sich in den meisten Familien alles um die Kinder. Zum Kindergarten bringen, später in die Schule, Essen kochen, zu Bett bringen, Gutenachtgeschichten vorlesen, mit Rat und Tat zur Seite stehen. Alles, was gemacht wird, ist entweder für die Kinder oder wegen der Kinder. Manchmal scheint die Zeit viel zu kurz, um alles unter einen Hut zu bringen.



Doch irgendwann kommt der Tag, an dem die Sprösslinge ausziehen. Und auf einmal ist viel weniger zu tun. Die Wäsche minimiert sich auf einen Bruchteil dessen, was sonst angefallen ist. Essen wird nur noch für zwei gekocht, keiner möchte mehr irgendwo hingefahren werden. Plötzlich ist alles still.


Natürlich ist jedem Elternteil bewusst, dass die Kinder früher oder später ausziehen werden, doch wenn der Umzugswagen eines Tages vor der Tür steht, trifft es die meisten Eltern wie ein Schlag in die Magengrube. Wo das Herz sagt, bleib, sagt der Verstand: geh raus in die Welt!.  Das Kind loszulassen, fällt Eltern, insbesondere Müttern, häufig schwer. Emotionen wie Trauer und Verlassenheit machen sich breit. In der Psychologie spricht man vom „empty nest syndrom“. Es braucht einige Zeit, bis sich der Alltag ohne Kinder eingespielt hat. Manchmal hilft es, wenn sich Eltern klarmachen, dass das Loslassen der Kinder ein Prozess war, der bereits Jahre vor dem Auszug begonnen hat.


Väter, so sagt die Familienberaterin, sind oft etwas gefasster und können die neue Situation besser wegstecken. Häufig suchen sie Ablenkung im Job und versuchen, so wenig wie möglich über die neue Situation zu sprechen. Bei den Müttern sieht das oft anders aus. Zwar können sie gefasst über die Veränderungen reden – und sind, anders als die Väter, im Austausch mit anderen (Müttern). Dennoch tritt individuell eine gewisse Leere ein, da ein großer Lebensinhalt wegfällt. Und man wünscht sich hin und wieder den Frühstücksteller zurück, der auch mittags noch auf dem Tisch steht, die laute Musik mit den fragwürdigen Texten, die aus dem Kinderzimmer dröhnt, oder das nasse Handtuch, das nach dem Duschen irgendwo auf dem Boden liegt, statt am Haken zu hängen.


Dadurch, dass Eltern über einen langen Zeitraum auf ihre Kinder fokussiert sind, werden eigene Bedürfnisse und Interessen immer mehr hintenangestellt. Eltern-Zeit zu zweit? Fiel zunehmend hintenüber. Und wenn, dann wurde über die Kinder gesprochen. Was läuft in der Schule? Wie kommt das Kind im Sport oder mit anderen Hobbies voran? Wann war nochmal das nächste Turnier oder der Auftritt?


Auch wenn sich Eltern mit dem Auszug der Kinder schwertun, ist es eine Chance, wieder bewusst als Paar zusammenzufinden. Zum Beispiel, wieder mehr gemeinsame Aktivitäten zu planen, vernachlässigte Hobbies wiederaufzunehmen oder zu zweit zu verreisen.


Wichtig ist, die anstehende Lebensphase neu zu definieren und mit Sinn zu füllen. Natürlich dürfen Eltern erst einmal trauern. Aber nach einer gewissen Zeit macht sich auch Stolz breit auf das, was man als Eltern geschafft hat. Nämlich, die Kinder auf das Leben vorzubereiten. Und ihnen Flügel gegeben zu haben, so wie es als Wunsch auf so mancher Glückwunschkarte zur Geburt geschrieben steht.


Nach dem Auszug der Kinder denken nicht wenige Paare allerdings auch an Trennung. Es stellt fest, dass die gemeinsamen Themen ausgegangen sind und man sich nicht mehr viel abseits von „Kinderthemen“ zu sagen hat. Dann kann eine Paarberatung helfen, Ziele neu zu definieren, statt direkt die Scheidung einzureichen. Und wenn es dennoch zur Trennung kommt, hilft es beiden Partnern, die Gründe für eine Trennung gemeinsam erörtert zu haben.


Gerne unterstütze ich Sie, individuelle und familiäre Herausforderungen zu meistern. Schreiben Sie mir gerne eine Nachricht info@familienberatung-ellerbrake.de.

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Was verbirgt sich hinter Parentifizierung? Bei der Parentifizierung handelt es sich um einen Rollentausch von Kindern und Eltern, in dem Kinder in eine ihnen nicht zugedachte Elternrolle schlüpfen. Kinder fühlen sich unbewusst verantwortlich für ein oder beide Elternteile und übernehmen Aufgaben, die sie überfordern. Diese Rolle ist nicht kindgerecht, denn Kinder wollen Kinder sein. Ein Phänomen der Parentifizierung ist, dass das Kind sich nur dann gewertschätzt und geliebt fühlt, wenn es die Aufgaben der Eltern erfüllt. Einem Kind wird dann bspw. die Verantwortung übertragen, sich um Geschwister zu kümmern, im Haushalt mehr als gewöhnlich mitzuarbeiten, und wenn sie dies nicht tun, weniger Liebe von den Eltern zu bekommen. Kinder möchten sich aber unbeschwert mit Freunden treffen dürfen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Diese Selbstverständlichkeit tritt bei der Parentifizierung in den Hintergrund. In meiner Praxis bekomme ich bei der Arbeit mit meinen Klienten und Klientinnen, die lange erwachsen
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INTERVIEW ON THE TOPICS OF MIDLIFE CRISIS, EMPTY NEST AND AFFAIRS  1. Everyone is talking about midlife crisis. Could you explain how the topic of midlife crisis makes itself felt? The midlife crisis describes a feeling that comes on gradually. An inner dissatisfaction makes itself felt, although at least on the outside everything seems to be OK. It is not really tangible and triggers insecurity in those affected.
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Remaining good parents despite separation The times when a marriage had to last until the end of life are over. We live in a different, faster time, separations are common. Nowadays it is okay to take different paths. We are allowed to be bolder and don't have to bleach in a relationship that doesn't really make sense anymore. However, it becomes more difficult when children are involved. But a separation or divorce does not have to mean the end of the family relationship.
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