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Trennung, wenn Kinder schon erwachsen sind...

Dorothee Ellerbrake

Wenn Eltern sich trennen und die Kinder schon erwachsen sind...

Ich habe schon viele Paare bei ihrer Trennung begleitet, mit großen und mit kleinen Kindern. Die meisten haben es wirklich gut hinbekommen. Ich weiß aber auch, dass auf allen Seiten immer wieder negative Gefühle hochkommen, die die Kommunikation erschweren. 


Der Gedanke, dass man „wegen der Kinder“ zusammenbleibt, liegt für viele Paare nahe. Man möchte weder ihnen noch dem Umfeld eine Trennung „zumuten“. Es ist jedoch ein Irrglaube, dass die Trennung der Eltern für Kinder im Erwachsenenalter leichter zu verkraften ist. Wenn das Kind heraushört, dass seine Eltern oder zumindest ein Elternteil nur seinetwegen zusammengeblieben sind, kann das massive Schuldgefühle auslösen. Diese können sich auch auf die späteren Paarbeziehungen der Kinder auswirken. 


Es liegt in der Verantwortung von Eltern, die auch als Ex-Paar ein Leben lang verbunden sind, eine Trennung so harmonisch wie möglich zu gestalten. Das klingt oft vor allem für einen Partner wie eine unlösbare Aufgabe. Zu viele Verletzungen haben zu der Trennung geführt. Sich in dieser Gemengelage auch mal zurückzunehmen, ist ein schwieriges Unterfangen. Auch wenn eine Trennung ein großer Verlust ist; kooperative Eltern machen es den Kindern unendlich viel leichter!


Aber auch Kinder können ihren Teil zu einer „gelungenen Trennung“ beitragen. Sie müssen zwar keineswegs Verständnis dafür aufbringen, das ist nicht ihre Aufgabe. Sie dürfen allerdings ihren Eltern „erlauben“, erwachsene Entscheidungen zu treffen, mit denen sie besser leben können und damit glücklicher sind. 


Eltern sollten darauf achten, dass Kinder nicht in Rollen schlüpfen, die ihnen als Eltern vorbehalten sind (sog. „Parentifizierung“).  Dies ist ein unbewusster Vorgang, z. B., wenn sich ein Elternteil deutlich schwerer tut mit der Trennung. Dann fühlt sich ein Kind für dieses Elternteil besonders verantwortlich. Aber: Kinder bleiben ein Leben lang Kinder! So wie Eltern ein Leben lang Eltern bleiben. Diese Trennlinie einzuhalten, ist ungeheuer wichtig. 


Kinder dürfen ihren Eltern auch Grenzen aufzeigen, wenn sie in einen Loyalitätskonflikt geraten, indem sie auf eine Seite gezogen werden; auch diesen lösen Eltern oft unbewusst aus. Kinder spüren sofort, dass „da was nicht richtig ist“. Dies dürfen und sollen sie ihren Eltern gegenüber klar kommunizieren. 


Sowohl Eltern als auch Kinder trauern in der Trennungssituation, wenn auch jeder auf seine Weise. Kinder verlieren etwas, was sie als sicher geglaubt haben. Paare wollten zusammenzubleiben, bis dass der Tod sie scheidet. Dies nicht als „Scheitern“ anzusehen, ist nicht einfach, aber möglich. 


Was ist zu tun, wenn die Trennung beschlossene Sache ist? Hier ein paar Tipps für die Zeit nach der Entscheidung:


  • Erst einmal gilt es, loszulassen. In dieser Phase versucht oft ein Partner, den anderen zurückzugewinnen. Der Motor für diese Versuche ist die Angst vor dem Alleinsein, vor der Veränderung und nicht zuletzt die Scham, wie das Umfeld im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis reagiert. Dieses Verhalten, so verständlich es auch sein mag, ist kontraproduktiv und sorgt für noch mehr Abwehr des trennungswilligeren Partners. 
  • Kein Elternteil muss sich klein machen und sich für den anderen verbiegen.
  • Scheiden tut weh. Das haben wir früh gelernt. Wir wollen den Schmerz nicht haben und fragen uns, wie wir ihn abstellen können. Leider geht das nicht! Lassen Sie den Schmerz zu und kommen Sie mehr und mehr in die Akzeptanz der Situation. Es wird definitiv besser mit der Zeit.
  • Beide Elternteile dürfen sich im Klaren darüber sein, dass jeder seinen Teil zum Ende der Beziehung beigetragen hat. 
  • Fragen Sie auch mal Ihre Kinder, wie es ihnen in der Situation geht; das geht häufig unter – auch seitens der Familie und des Freundeskreises – da sich vieles um das Wohlbefinden des sich in Trennung befindlichen Paares dreht. 
  • Es ist beruhigend, dass es immer Licht am Ende des Tunnels gibt. Auch wenn Tunnel manchmal ganz schön lang sind.


Und zu guter Letzt: Die Kinder haben über einen langen Zeitraum mit ihren Eltern unter einem Dach gelebt. Sie dürfen verstehen, dass ihre Eltern in dieser Zeit durch viele Phasen gegangen sind. In dieser Zeit haben Eltern immer in ihrer besten Option gehandelt. Je nach Blickwinkel sind das für die Kinder nicht die „besten“ Entscheidungen. Es ist gut, dies zu realisieren. Und dass Eltern und Kinder darüber ins Gespräch kommen, kann auch in einer Trennungssituation außerordentlich wertvoll sein!

Wenn Sie Unterstützung in einer Trennungssituation benötigen, nehmen Sie gerne mit mir Kontakt auf. 


Lesen Sie dazu auch meinen Artikel An Annas 18. Geburtstag verlässt ihre Mutter den Vater: „Habe meine Pflicht erfüllt“ auf Focus online. In der Zeit online habe ich ebenso als Expertin zu dem Thema Scheidungskinder: Wir waren mal eine Familie mitgewirkt.

von Dorothee Ellerbrake 26 Okt., 2021
What is parentification?
von Dorothee Ellerbrake 26 Okt., 2021
Was verbirgt sich hinter Parentifizierung? Bei der Parentifizierung handelt es sich um einen Rollentausch von Kindern und Eltern, in dem Kinder in eine ihnen nicht zugedachte Elternrolle schlüpfen. Kinder fühlen sich unbewusst verantwortlich für ein oder beide Elternteile und übernehmen Aufgaben, die sie überfordern. Diese Rolle ist nicht kindgerecht, denn Kinder wollen Kinder sein. Ein Phänomen der Parentifizierung ist, dass das Kind sich nur dann gewertschätzt und geliebt fühlt, wenn es die Aufgaben der Eltern erfüllt. Einem Kind wird dann bspw. die Verantwortung übertragen, sich um Geschwister zu kümmern, im Haushalt mehr als gewöhnlich mitzuarbeiten, und wenn sie dies nicht tun, weniger Liebe von den Eltern zu bekommen. Kinder möchten sich aber unbeschwert mit Freunden treffen dürfen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Diese Selbstverständlichkeit tritt bei der Parentifizierung in den Hintergrund. In meiner Praxis bekomme ich bei der Arbeit mit meinen Klienten und Klientinnen, die lange erwachsen
von Dorothee Ellerbrake 04 Mai, 2021
Warum tun wir uns so schwer, Entscheidungen zu treffen?
von Dorothee Ellerbrake 04 Mai, 2021
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When parents go for a seperation and their children are coping with it in adulthood
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INTERVIEW ZU DEN THEMEN MIDLIFE CRISIS, EMPTY NEST UND AFFÄREN Das Interview führte Diana Posner 1. Alle reden über das Thema Midlife Crisis. Könntest du mal erklären, wie sich das Thema Midlife Crisis bemerkbar macht? Die Midlife Crisis beschreibt ein Gefühl, das schleichend kommt. Eine innere Unzufriedenheit macht sich bemerkbar, obwohl zumindest im Außen alles ok zu sein scheint. Es ist nicht richtig greifbar und löst bei den Betroffenen Unsicherheit aus.
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INTERVIEW ON THE TOPICS OF MIDLIFE CRISIS, EMPTY NEST AND AFFAIRS  1. Everyone is talking about midlife crisis. Could you explain how the topic of midlife crisis makes itself felt? The midlife crisis describes a feeling that comes on gradually. An inner dissatisfaction makes itself felt, although at least on the outside everything seems to be OK. It is not really tangible and triggers insecurity in those affected.
von Dorothee Ellerbrake 26 März, 2021
Stay or go? That is the question many couples, or at least one of them, ask themselves in the course of a relationship. The Clash sing in the song of the same name: "If I stay there will be trouble - and if I go it will be double". What's the truth in that? How can you approach an answer? What can you do if the emotional merry-go-round around a decision keeps breaking out? I would like to give you a few tips and suggestions on how you can get closer to a decision.
von Dorothee Ellerbrake 26 März, 2021
Remaining good parents despite separation The times when a marriage had to last until the end of life are over. We live in a different, faster time, separations are common. Nowadays it is okay to take different paths. We are allowed to be bolder and don't have to bleach in a relationship that doesn't really make sense anymore. However, it becomes more difficult when children are involved. But a separation or divorce does not have to mean the end of the family relationship.
von Dorothee Ellerbrake 26 März, 2021
From birth onwards, everything in most families is organised around the children. Taking them to nursery, later to school, cooking dinner, putting them to bed, reading bedtime stories, giving advice and support. Everything that is done is either for the children or because of the children. Sometimes the time seems far too short to juggle everything.
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